Wenn brennbarer Staub eigenen Wege geht

Explosion im Filter einer Mahlanlage

Ein Fehler in der sicherheitstechnischen Planung einer Mahlanlage in Verbindung mit einer unbedachten Handlung bei einer Störungsbeseitigung führte in einem Mitgliedsunternehmen zu einer Staubexplosion, bei der ein Mitarbeiter schwer verletzt wurde.

Bei der Herstellung von Methylcellulose ist ein Prozessschritt die Mahlung. Das Produkt wird dabei mit Hilfe von Luft, die über ein Heizregister vorgewärmt wird, zu zwei parallel angeordneten Mahlanlagen gefördert. Jede Anlage besitzt ein eigenes Heizregister. Die Luftansaugöffnung wird jedoch von beiden Anlagen gemeinsam benutzt.

Am Unfalltag wurden in der Förderleitung einer der beiden Anlagen Funken bemerkt. Wenig später wurde ein Brand im dazugehörigen Heizregister entdeckt. Die Anlage wurde daraufhin heruntergefahren und die Feuerwehr gerufen. Nachdem das Feuer gelöscht war, öffnete ein Mitarbeiter eine Revisionsklappe am Zyklon. Dadurch wurde Produktstaub aufgewirbelt. Kurz danach kam es im Zyklon zu einer Staubexplosion. Ein Mitarbeiter, der in diesem Moment an der Revisionsöffnung stand, wurde zurückgeschleudert und erlitt schwere Verbrennungen.

Folgender Ablauf hat wahrscheinlich zu dem Ereignis geführt: Durch den Brand im Heizregister kam es zur Ablösung brennender Partikel, die durch die Förderluft in den Zyklon getragen wurden. Hier wurden sie von nachkommendem Produkt zugedeckt und bildeten Glimmnester. Diese wurden beim Öffnen der Revisionsluke aufgewirbelt. Dadurch entzündete sich das Staub/Luft-Gemisch.

Offen blieb zunächst die Frage, wieso es im Heizregister brennen konnte. Schließlich besteht es aus Stahl. Außerdem dürfte keine Methylcellulose vorhanden sein, da es sich nicht im Produktstrom befindet. Der Grund zeigte sich bei Inspektion der letzten Heizregisterstufe: Sie war in Luftförderrichtung auf der Rückseite mit Methylcellulosestaub belegt. Wie konnte das Material jedoch gegen die Strömungsrichtung der Luft dahin gelangen?

Die Erklärung: Beide Parallelanlagen wurden nicht immer gleichzeitig betrieben. Wird nur eine Anlage betrieben, saugt sie Luft über die stehende Anlage in Gegenrichtung zur normalen Strömungsrichtung ab. Tatsächlich fanden sich auch im Heizregister der nicht vom Brand betroffenen Anlage Ablagerungen an der gleichen Stelle.

Damit es deswegen nicht nochmals zu einem Brand und einem schweren Unfall kommen kann, wurde eine zweite Luftansaug­öffnung geschaffen, sodass die beiden Anlagen jetzt komplett getrennt sind.
Bu