Kühlschränke und Explosionsschutz

Schutz des Innenraumes

Hierzu können neben komplett EX-geschützten oder nur mit explosionsgeschütztem Innenraum ausgestatteten Laborkühlschränken und -truhen auch nach Maßgabe der Laborrichtlinien umgebaute Haushaltsgeräte verwandt werden. Je nach Art des Kühlschrankes ist hierbei mit verschieden hohen Kosten zu rechnen. Unter Umständen ist es nicht teurer, einen der inzwischen am Markt erhältlichen Laborkühlschränke mit explosionsgeschütztem Innenraum anzuschaffen.

Alle Kühlschränke und Kühltruhen, die Explosionsschutzmaßnahmen lediglich für den Innenraum aufweisen, müssen mit einem Hinweiszeichen mit der Aufschrift „Nur Innenraum frei von Zündquellen" gekennzeichnet sein. Das Zeichen muss der UVV „Sicherheitskennzeichnung am Arbeitsplatz" (VBG 125) entsprechen.

Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass Kühlschränke und -truhen keine Lagereinrichtungen für brennbare Flüssigkeiten darstellen, sondern dem Bereithalten von Edukten (brennbaren Flüssigkeiten) im Arbeitsgang oder dem Durchführen von Versuchsabläufen (Auskristallisieren von Produkten) dienen.

Eine neue Gefahr lauert in den Kühlkreisläufen solcher Geräte. Während diese früher mit unbrennbaren aliphatischen Chlorfluorkohlenwasserstoffen gefüllt waren, so befinden sich nach dem Verbot dieser Stoffe in den neuen Geräten aliphatische Kohlenwasserstoffe, die bei Raumtemperatur gasförmig sind, beispielsweise n-Butan. Lediglich in größeren Geräten können auch noch zugelassene Chlorfluorkohlenwasserstoffe eingesetzt werden. Somit stehen die Kühlkreise unter dem Gleichgewichtsdruck des Kühlmittels, der über dem normalen Luftdruck liegt. Bei einem Defekt des Kühlkreislaufes kommt es dadurch zu einem Austritt des brennbaren Gases in Mengen zwischen einigen Zehn und einigen Hundert Gramm. Diese Mengen genügen völlig, um explosionsfähige Gas-Luft-Gemische im Kubikmeterbereich zu erzeugen.

Solche Austritte kommen in der Regel unter zwei Bedingungen vor. Zum einen kann ein langsames Entweichen durch Undichtwerden des Kühlkreises erfolgen, beispielsweise durch Undichtigkeiten an den zur Abdichtung zugequetschten Einfüllstutzen des Systems. Hierbei werden geringe Mengenströme erreicht, so dass mit einer Explosionsgefahr am gelüfteten Aufstellort nicht gerechnet werden muss.

Zum anderen kann eine plötzliche Beschädigung des Kühlkreises zum schlagartigen Entspannen der unter Druck stehenden Phase führen, wodurch das brennbare Gas sehr rasch austritt und besonders im Innenraum des Kühlgerätes sofort zu einer explosionsfähigen Atmosphäre führt. Solche Beschädigungen des Kühlkreises kommen gelegentlich bei Umbaumaßnahmen an den Geräten vor, beispielsweise beim Bohren eines Loches für eine Durchführung eines Thermoelementes oder für den Einbau eines Schlosses. Die zur Zündung erforderliche Zündquelle in Gestalt der Bohrmaschine ist ebenfalls sofort zur Stelle.
Dass es bei solchen Unfällen meist bei der Bildung einer aus dem Innenraum austretenden Stichflamme anstelle einer wesentlich schlimmeren Explosion bleibt, liegt vermutlich daran, dass die Zündung rasch erfolgt.

Eine zweite Beschädigungsgefahr besteht im Gebrauch von scharfen und harten Gegenständen – Spatel, Meißel – zur Entfernung von Eisanbackungen an den Kühlflächen, da die Wärmeaustauscher aus dem relativ weichen Aluminium gefertigt sind. Hierbei kommt es zum vollständigen Entleeren des Kühlkreises unter Bildung von explosionsfähiger Atmosphäre in erheblicher Menge. Befindet sich nun eine Zündquelle in der Nähe, so muss mit einer Explosion gerechnet werden. Hier ist dringend zu empfehlen, anstelle solcher Instrumente die in der Regel als Zubehör beiliegenden Kunststoff-Eiskratzer zu verwenden, obwohl auch diese bei ungeschickter Handhabung in das Aluminium eindringen können. Da dieses Zubehör leicht verlorengeht, sollte es am Kühlgerät aufbewahrt werden, beispielsweise in einer aufgeklebten Haltevorrichtung, etwa wie die Halterungen für Computer-Mäuse an Monitoren. Um die Notwendigkeit, mit großen Kräften agieren zu müssen, zu beseitigen, ist es empfehlenswert, das Kühlgerät besser auftauen zu lassen, da hierdurch die Eisplatten leichter gelöst werden können.

Siehe: Sichere Chemiearbeit , 10-1997, Seite 118