Studie zur Abspülwirkung von Überkopf-Notduschen
Zum Ablöschen von Personenbränden und zur Entfernung von Gefahrstoff-Kontaminationen von Hautflächen haben sich wassergespeiste Notduschen bewährt. In Laboratorien wie auch in vielen Produktionsstätten sind diese eine bewährte Maßnahme (siehe z. B. www.laborrichtlinien.de).
Im Vordergrund aller Schutzmaßnahmen steht die Verhinderung eines Brandes oder einer Kontamination des Körpers. Das Tragen der korrekten Kleidung und persönlichen Schutzausrüstung als primäre Maßnahme vermindert die Gefährdung bereits ganz wesentlich. Dennoch bleibt als nachgelagerte Maßnahme für Fälle, in denen die anderen Schutzmaßnahmen nicht ausreichend wirksam sind, die Verwendung von Notduschen unverzichtbar. Während die Kontamination von Augen mit entsprechenden Augennotduschen entfernt wird, dient diesem Zweck bei Kontamination des Körpers oder einem Kleiderbrand die Körpernotdusche.
Während nun das Ablöschverhalten bei Personenbränden gut untersucht ist, war das Dekontaminationsverhalten bislang nicht ausreichend bekannt. Nicht bekannt war insbesondere, welchen Einfluss der durch den Duschkopf strömende Wasservolumenstrom und das sich dabei einstellende Sprühbild auf die Effizienz der Dekontamination haben. Dies systematisch zu untersuchen war Ziel einer Studie, welche die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) nach eigenen Vorversuchen zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT unter breiter Beteiligung von Fachleuten durchgeführt hat.
Hierbei wurden Großmodelltests an einer im vorderen Kopf- und Rumpfbereich mit Leitfähigkeitssensoren bestückten Versuchspuppe vorgenommen. Es wurden niedrig- und hochviskose Modellkontaminanten verwendet. 15 in Deutschland anwendungsübliche Duschköpfe deutscher wie internationaler Hersteller wurden mit Wasservolumenströmen von 20 bis max. 110 l/min betrieben. Neben statischen Tests wurden auch Versuche durchgeführt, welche die Relativbewegung zwischen Unfallopfer und Duschkopf nachbildeten. Ergänzende Kleinmodelltests unterstützten die Auswahl geeigneter Modellkontaminanten.
Anhand der Leitfähigkeitssignale wurde die lokale Verdünnung der Modellkontamination während des Abspülvorgangs erfasst. Die Zeitdauer, in der an einem vorgegebenen Prozentsatz aller Sensoren eine vorgegebene Referenzverdünnung erreicht wurde, bildete die Grundlage für die Ermittlung einer charakteristischen Abspülzeit als Kriterium für die Abspülleistung in jedem Einzelversuch. Die Referenzverdünnungen wurden anhand der Kriterien des GHS für die Einwirkung von Gefahrstoffen abgeleitet.
Abbildung 1:
Charakteristische Abspülzeiten bei statischer Anordnung von Duschkopf und Versuchspuppe für hochviskose, wasserlösliche Modellkontamination (ca. 250 g), die im Brust- und Kopfbereich der unbekleideten Versuchspuppe aufgebracht wurde;
Ergebnisse für 15 Duschköpfe und 20-110 l/min Volumenstrom.
Einteilung der Sprühbilder:
»normnah«: 40 bis 60 % des Wassers im 400 mm-Durchmesser-Kreis in 700 mm Abstand unterhalb des Duschkopfes entsprechend EN 15154-1:2006;
»außenlastig«: mehr als 70 % außerhalb,
»innenlastig«: mehr als 70 % innerhalb dieses Kreises.
Wie Abbildung 1 beispielhaft zeigt, konnte für wasserlösliche Kontaminationen im untersuchten Volumenstrombereich für die Gesamtheit aller Duschköpfe kein systematischer Zusammenhang zwischen dem Wasservolumenstrom und der charakteristischen Abspülzeit gefunden werden. Eine Erhöhung des Wasservolumenstroms bei Über-Kopf-Notduschen auf einen Wert > 30 l/min lässt demnach keinen generellen Vorteil im Hinblick auf die Abspülwirkung erwarten.
Sprühbilder, welche zu besonders kurzen charakteristischen Abspülzeiten führten, entsprechen nicht den Anforderungen der EN 15154-1:2006 an die radiale Wasserverteilung.
Die Studie hat darüber hinaus einige Hinweise ergeben, wie im Fall einer Personenkontamination möglichst effizient gehandelt werden kann. Diese Hinweise werden in nächster Zeit abgestimmt und dem Arbeitsschutz zur Verfügung gestellt (z. B. unter www.laborrichtlinien.de).
Ansprechpartner sind Dr. Thomas H. Brock, BG RCI, Dr. Volker Heil und Dr. Ulrich Seifert, beide Fraunhofer-Gesellschaft, Dipl.-Ing. Hermann Philipp, BASF SE.
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