1.18 Warum gibt es für die Abgrenzung ableitfähiger zu isolierenden Materialien für den Oberflächenwiderstand Grenzwerte bei unterschiedlicher Luftfeuchte?

Bei Materialien mit hohen Oberflächenwiderstandswerten kann eine gefährliche Aufladung trotz Kontakt mit Erde nicht sicher verhindert werden. Der Oberflächenwiderstand von Materialien nimmt mit sinkender Luftfeuchte in der Regel zu.

In der Vergangenheit wurden in Ermangelung ausreichend entfeuchteter Prüfkammern verschiedene, bei 50 % rel. Feuchte (RH) gemessene Werte (oft 109 Ω) festgelegt, die bei konservativer Betrachtung als ableitfähig gelten.

Dieser Ansatz wurde mit Erscheinen der IEC 60079-32-1 im Jahr 2013 aufgegeben: als ableitfähig gilt demnach ein Material, wenn bei einer Messung bei 23 ± 2 °C und 25 ± 5 % RH der Oberflächenwiderstand 1011 Ω nicht überschreitet. Grenzwerte bei 50 % RH sollten in der Regel nur verwendet werden, wenn eine Untersuchung nicht bei 25 ± 5 % RH durchgeführt werden kann.

Der vermeintlich „schärfere“ Grenzwert von 1011 Ω als Oberflächenwiderstand für ableitfähige Materialien, gemessen bei 25 ± 5 % RH ist in der Regel weniger konservativ als der Grenzwert von 109 Ohm gemessen bei 50% RH. In der Praxis bedeutet dies, dass es Materialien gibt, die bei einer Luftfeuchtigkeit von 25 ± 5 % rel. Feuchte als ableitfähig klassifiziert werden können, jedoch bei 50 % rel. Feuchte den Grenzwert von 109 Ω überschreiten.